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Landwirtschaft in Zeiten wie diesen

Blick über das abgemähte Weizenfeld in Richtung Sonnenuntergang

Gedanken zur Erntesaison auf Rittergut Remeringhausen in 2022. In Remeringhausen wird neben dem Veranstaltungsbereich auch konventionell Landwirtschaft betrieben. Ohne Viehhaltung. Neben der “normalen” Fruchtfolge aus Raps / Weizen / Gerste wird zukunftsorientiert sowohl Zuckerrüben zur Gewinnung von Ethanol als auch Mais für Biogasanlagen angebaut. Die Zeiten sind aktuell herausfordernd, egal in welche Richtung man schaut. Krieg und Klima sind die Schlagworte, um die es sich besonders seit ein paar Monaten dreht. Die Veränderungen des Klimas zeigen sich mehr und mehr und machen der Landwirtschaft Sorgen.

Dazu Nicolaus v. Schöning: “Nach einem weiteren Jahr, in dem wir uns über die anhaltende Trockenheit Sorgen machen, haben wir gestern die Getreideernte für 2022 abgeschlossen.

Wir haben fast 9 to Gerste, 4,5 to Raps und 10 to Weizen pro Hektar geerntet.

Die Preise für Raps und Weizen sind (wegen des Krieges in der Ukraine) sehr hoch. Das ist für die Landwirte erfreulich, aber im Gegensatz dazu sind die Preise für Düngemittel, Diesel und Pflanzenschutz erheblich gestiegen und haben sich teilweise verdoppelt oder gar verdreifacht. Erschwerend dazu ist eine teilweise Knappheit an zB Düngemitteln entstanden, die wiederum aus den aktuell sehr hohen Gaspreisen resultiert.  Alles in allem ist das eine äußerst ungewöhnliche Lage. Natürlich nicht nur für uns Landwirte.”

Für Interessierte hier eine weitere Ausführung von Nicolaus v. Schöning zur aktuellen Lage – gleichzeitig ein kleiner Einblick, der erklärt, welchen Einfluß die Politik derzeit auf die Landwirtschaft hat und warum die Landwirte damit unzufrieden sind:

“Vor ca. 12 Jahren mussten alle EU-Staaten ihre Grundwasserwerte nach Brüssel melden. Deutschland meldete nur die schlechten Brunnenwerte, weil die guten ja unbedenklich seien.

Dadurch steht das Grundwasser Deutschlands als sehr schlecht dar und die Landwirte dürfen nur ca. 80% des Düngers streuen, den die Pflanzen bräuchten. Das wiederum hat zur Folge, dass unser Weizen, der bisher meistens die Qualität eines Backweizens erreichte, nun nur als Futterweizen taugt (weil wir die Pflanzen nicht ausreichend ernähren dürfen).

Deutschland muss also vermehrt Brotweizen aus der Ukraine, Frankreichs usw. importieren.

Hier entsteht ein Nebeneffekt dieser Agrarpolitik: Der viele Futterweizen stärkt Deutschland als Standort für Viehmast und Schlachthöfe. Dieses wiederum verstärkt die Tierschutz-, Abwasser- und Gülleproblematik.

Die Landwirte vergleichen die derzeitige Agrarpolitik mit einem Medikament, dessen Nebenwirkungen den Nutzen übersteigen. Umweltschutz und -schaden seien bestenfalls ausgeglichen, aber Nahrungsmittel werden teurer und die Abhängigkeit von Importen steigt.”

Nicolaus v. Schöning ergänzt: “Für eine Korrektur der Falschmeldung an Brüssel und für die daraus resultierende aus Brüssel angemahnte Verbesserung unserer Grundwasserbeobachtung fand man in Deutschland in den letzten 10 Jahren leider keine Zeit. “

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